Weniger Foodwaste durch Unterstützung von «Tischlein deck dich»!
11. März 2021Yanik befasst sich mit Biolandbau
19. April 2021Auch wir sagen NEIN zu den beiden „Agrarinitiativen“
Ihr Bio-Einkaufszettel als sinnvolle Alternative!
Folgende Argumente bewegen uns zu einer Ablehnung beider Agrarinitiativen:
- Mit zunehmender Sensibilisierung wächst der Biomarkt und damit auch der biologische Anbau in der Schweiz. Eine weitere Ausdehnung soll wie bisher vor allem über das Konsumverhalten geschehen und nicht vom Staat verordnet!
- Die Initiativen würden zu einem empfindlichen Rückgang von regionalen Lebensmitteln und unserer Selbstversorgung führen und das finden wir nicht nachhaltig! Die geforderte Eigenversorgung mit Tierfutter ist auf vielen Betrieben nicht möglich. Auch hier wären mehr Fleisch- und Eierimporte die Konsequenz.
- Die gesamte Schweizer Landwirtschaft hat bereits «gute Arbeit» geleistet betreffend Umweltschutz, Ökologie und Biodiversität. Und das Schweizer Trinkwasser wird von den Behörden als «von guter Qualität» bezeichnet (BLV). Es herrscht also keine «Notsituation», wie von den Initianten häufig genannt.
- Als Bioproduzent möchten wir die Konsumenten mit gesundem Gemüse aus der Schweiz versorgen. Bei Annahme der Initiativen wird der Importanteil zunehmen. Und das ist nicht im Sinne von uns Schweizer Produzenten und Konsumenten!
Wohl noch selten standen für die Schweizer Bauern so einschneidende Vorschläge zur Abstimmung! Am 13. Juni 2021 können wir über folgende Volksinitiativen abstimmen:
- «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz» (Trinkwasser-Initiative)
- «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» (Pestizid-Initiative)
Die Trinkwasser-Initiative will Direktzahlungen für Landwirte nur noch ausrichten, wenn diese – zusätzlich zu den bisherigen Auflagen – auch gänzlich auf synthetische Hilfsstoffe (v.a. Pflanzenschutzmittel) verzichten und ihre Tiere ausschliesslich mit selbst erzeugtem Futter ernähren. Ebenfalls werden Landwirte von den Direktzahlungen ausgeschlossen, welche in der Tierhaltung Antibiotika prophylaktisch oder regelmässig einsetzen.
Die Pestizid-Initiative fordert ein Verbot synthetischer Pestizide in der Landwirtschaft und Verarbeitung landw. Erzeugnisse sowie bei der Boden- und Landschaftspflege. Zudem wird die gewerbliche Lebensmittel-Einfuhr, welche synthetische Pestizide haben, verboten.
Obwohl sich unser Betrieb in der Regel nicht in politische Prozesse einbringt, sehen wir uns wegen der grossen Tragweite obiger Initiativen verantwortlich, dazu Stellung zu beziehen.
Die Landwirtschaft mit ihrer grossen Verantwortung der Umwelt entgegen, gerät immer wieder in den Fokus von Kritik. Stichworte dazu sind Nitrat und Pestizide im Grund- und Trinkwasser, Überdüngung von Seen, Rückstände in Lebensmitteln und Rückgang der Artenvielfalt. Aus dieser Sicht sind die Anliegen der vorliegenden Initiativen für uns verständlich und das Engagement der Initiantinnen und Initianten verdient deren Respekt!
Seit 1992 werden Direktzahlungen an die Landwirte an ökologische Auflagen geknüpft. Alle vier Jahre werden diese Auflagen angepasst. Dabei erlebten wir seither – auch aufgrund von ökologischen Erfolgskontrollen und neuen Erkenntnissen – eine Verlagerung der Direktzahlungen auf weitergehende ökologische Massnahmen.
Die Initiativen haben in der Branche, aber auch bei den Behörden weitere gute Stossrichtungen ausgelöst. So soll ein „Absenkpfad“ für Pflanzenschutz- und Düngemittel umgesetzt werden, welcher den Eintrag dieser Hilfsmittel in Gewässer massgeblich senkt. Bereits 2017 hat der Bundesrat den „Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln“ verabschiedet. Die Risiken sollen halbiert und Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz gefördert werden.
Wir stehen mit unserer kritischen Würdigung der Agrarinitiativen nicht alleine da! Auch andere Biobetriebe (Nationales Bio-Komitee 2x Nein), die allermeisten Berufsverbände, das Parlament und der Bundesrat lehnen die Initiativen ab. Unsere Dachorganisation, die Bio-Suisse, sagt Ja zur Pestizid-Initiative und empfiehlt der nächsten DV ein Nein zur Trinkwasser-Initiative.
Christian Rathgeb, Geschäftsführer und Inhaber