Unser Lehrling Ronny Lorenz aus Tägerwilen absolvierte die Lehre als Gemüsegärtner mit Glanzleistung!
3. August 2020Karottenernte aus Vogelperspektive!
11. November 2020Unkraut-Regulierung bei Biogemüse: Lange nicht alles erledigt die Robotik!
Walter Koch, Stefan Herren und Daniel Hangartner. Die Technik wird immer kühner! Bereits werden Hackrobotor für den Hausgarten angeboten; ähnlich dem autonomen Staubsauger! Bevor aber Hightech-Geräte im Erwerbsanbau bestehen, sind viele Hürden zu nehmen. Und den vorbeugenden Massnahmen gilt nach wie vor eine hohe Bedeutung!
Gemüse generell und Biokulturen im Speziellen gehören zu jenen Kulturen, welche am meisten Hack- und Jätstunden benötigen. Dieses Image hält wohl nicht Wenige davon ab, den schönen Beruf Gemüsegärtner zu lernen! Bei Bio-Lagerkarotten rechnen wir mit durchschnittlich 250 Jätstunden pro Hektar. Bei länger stehenden Frühkulturen unter Vlies – wo keine vorgängige Unkrautkur möglich ist – kann der Aufwand bis auf 1’000 Jätstunden hochschnellen. Neben Sähgemüsen verursachen aber auch Pflanzgemüse wie Salat oder Blumenkohl erheblichen Jätaufwand. Im Gegensatz dazu ist es bei konventionellen Karotten möglich, im besten Fall ganz ohne jäten auszukommen.
Weil auch die Biopreise unter Druck geraten, ist der beträchtliche Handarbeits-Aufwand laufend zu optimieren. Durch den wachsenden Bioanbau, aber auch durch ein zunehmendes Interesse des konventionellen Anbaus an einer ausgeklügelten Hacktechnik, bringt der Markt immer mehr Geräte auf den Markt, welche mit digitaler Hilfe dem Unkraut «an den Kragen» gehen. Zu den häufigsten Unkräutern auf unserem Betrieb zählen Franzosenkraut, Vogelmiere, Melde, Knöterich, Amarant und einjähriges Rispengras.
Am Anfang stehen vorbeugende Massnahmen
Einerseits hilft im Biogemüse die 20%-ige Begrünung der Anbauflächen mit Kunstwiese. In dieser Zeit kann das Aufkommen von Unkräuter effizient eingedämmt werden.
Vor der Saat von Sähgemüse wie Zwiebeln oder Karotten legen wir häufig eine Unkrautkur an, welche einige Wochen vor der Saat beginnt. Aufgelaufenes Unkraut wird mehrmals mechanisch bekämpft (Striegel etc.). Zwischen der Saat und dem Auflaufen der Kultur wird das Unkraut zudem thermisch bekämpft.
Bei anhäufelbaren Kulturen wie Kohl oder bei Dammkulturen wie Karotten erfolgt ein ständiges Bewegen der Erde, teilweise auch ein kurzes Abhäufeln durch Sternhackgeräte.
Pflanzkulturen wie Salate oder Zucchetti werden teilweise in eine abbaubare Mulch-Lochfolie gepflanzt. Bereits dadurch kann sich ein Handjäten erübrigen.
Bedingt durch den Einsatz von präzisen Hackgeräten ist es wichtig, dass Saaten und Pflanzungen sehr präzise erfolgen; meist unterstützt durch GPS. Nur so kann die mechanische Unkrautbekämpfung den grösstmöglichen Effekt erzielen, ohne dabei die Kulturpflanzen zu beschädigen.
Auch das Hacken und Häufeln zwischen der Reihe wird immer präziser durch neue Techniken. Voraussetzungen dazu sind jedoch wenig Steine, nicht zu grobe Erdschollen und wenig Hangneigung. So kann bis wenige Zentimeter an die Pflanzen heran gehackt werden. Und jeder Zentimeter kann den Jätaufwand um bis zu 15% verringern!
Weil die Korrekturmöglichkeiten sehr begrenzt sind, tolerieren wir bis zur Ernte nur vereinzelt Unkrautpflanzen in der Kultur!
Hackmethoden in und zwischen der Reihe mit Robotik-Support
- Das maschinelle Hacken innerhalb der Reihen beschränkt sich bisher fast ausschliesslich auf gepflanzte Kulturen mit einem definierten und grösseren Pflanzenabstand als bei Sähkulturen. Hier gibt es je nach Maschinentyp und Kultur verschiedene Ansätze:
- Beim Anbau von Kohlarten eignet sich die Technik des Garford-Hackgerätes besonders. Die drei Meter breite Maschine ist mit Gänsefussscharen ausgerüstet. In der Reihe werden die Unkräuter durch sichelförmige Hackelemente entfernt, die die Kulturpflanzen kameragesteuert umkreisen.
- Beim Anbau von Sähzwiebeln testen wir zurzeit einen dänischen Feldrobotor, welcher ursprünglich für den Anbau von Bio-Zuckerrüben entwickelt wurde. Das leichte Gerät hackt nicht nur, sondern säht auch GPS-gesteuert und merkt sich so den genauen Standort der Kulturpflanzen.
- Der Hackroboter von Ferrari eignet sich vor allem für Salatkulturen. Die Infrarot-Sensoren erkennen jede Pflanze und entscheiden zwischen Unkraut oder Salat, das Unkraut wird durch hydraulisch gesteuerte Hackarme entfernt.
Sensorgesteuerte Hackgeräte funktionieren nur dann zufriedenstellend, wenn die Kulturpflanze deutlich grösser ist als das Unkraut, die Verunkrautung nicht zu stark ist und kein störender Schattenwurf entsteht. Und sensorgesteuerte Hackgeräte für den Gemüsebau kosten stolze CHF 80’000.- bis 130’000.-.
Und wenn keine Robotik zur Verfügung steht?
Eine preisgünstige Variante ohne Robotik stellt die Fingerhacke dar. Diese Kunststofffinger mit unterschiedlichen Härtegraden greifen von der Seite um die Pflanze herum und hacken dort die Unkräuter aus. Auch so können Unkräuter in der Reihe effizient bekämpft werden. Diese Maschine eignet sich nicht nur für Pflanzgemüse wie Salate, sondern auch für Ackerkulturen wie Mais, Tabak, Sonnenblumen und Zuckerrüben. Eine bei uns bewährte Fingerhacke wurde von der Firma «Kult-Kress» entwickelt.
Bei Sähkulturen bleibt das Jäten in der Reihe Handarbeit, zumal Hackstriegel im Gemüsebau nur sehr bedingt eingesetzt werden können. Um diese Arbeit zu erleichtern, wird teilweise ein solarbetriebenes Jätmobil eingesetzt, auf welchem mehrere Mitarbeitende ergonomisch angepasst liegen und die Pflanzenreihen direkt unter sich haben. Gejätet wird mit Hand oder kleinen Messern. Erfahrungen zeigen, dass die Jätarbeit damit angenehmer und effizienter ausfällt. Diese leichten Fahrzeuge lassen sich mit Hilfe eines Spurpiloten steuern.
Links zu erwähnten Maschinen und Demofilmen
Garford-Hackgerät: https://www.facebook.com/pg/garfordfarmmachinery/videos/
Dänischer Feldroboter: https://www.youtube.com/watch?v=PcvcXOvzCmU
Ferrari Hackroboter: https://www.youtube.com/watch?v=5jpdJSxcn5I
Kult-Kress-Fingerhacke: https://www.kult-kress.de/de/produkte/fingerhacke.php
Jätflieger/Liegemobil: http://www.plantsystems.eu/de/wieders.html