Fabienne Farner gibt uns Feedback!
3. Dezember 2018
Nebenprodukte – kein Abfall!
30. April 2019
Fabienne Farner gibt uns Feedback!
3. Dezember 2018
Nebenprodukte – kein Abfall!
30. April 2019

Leiden und Freuden des Hitzesommers 2018

Zurück bleibt die Erinnerung an einen lähmend heissen, staubtrockenen und nicht mehr endend wollenden Sommer mit Einbussen. Und natürlich die grosse Frage, was wir daraus lernen im Hinblick auf eine Wiederholung solcher Extrem-Wetterlagen.

Die Schweiz hat 2018 den trockensten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt. Seit April herrschte mehrheitlich sommerliches Wetter und es hörte einfach nicht mehr auf.! Ab Juli zeigten sich die ersten Schäden, die Trockenheit aber verfolgte uns bis in den Herbst. Dazu kam die dauerhafte Hitze mit Tropennächten bis Ende August. Ab August sank der Wasserpegel des Rhein bei Stein am Rhein so massiv, dass das Flussbett offen lag. Der Kanton TG verhängte ein Wasser-Entnahmeverbot aus Fliessgewässern, Fische verendeten, die Rheinschifffahrt musste ihre Frachten reduzieren und der Bund zapfte für die Schweizer Energieversorgung die Tankreserven an. Die Pegel von Gewässern erholten sich erst vor kurzem wieder und die Grundwasserseen warten noch immer auf ihren Ausgleich!

Vor allem in der Nordost- und Ostschweiz verdorrten Wiesen regelrecht, Futter wurde Mangelware und der Bund reduzierte den Importzoll für Tierfutter. Aber auch sommergewohnte Kulturen wie Mais verkümmerten vor der Blüte und Getreide wurde notreif. Nicht nur der wirtschaftliche Schaden schmerzte, auch die Herzen engagierter Landwirte litten ob diesem An- und Ausblick!

Es gab aber auch «Gewinner» in diesem denkwürdigen Sommer 2018: Eine riesige Kirschenernte, rekordverdächtige Aprikosenmengen aus dem Wallis, Äpfel ohne Ende und endlich wieder ein Wonnejahr für die tiefwurzelnden Reben mit Mengen- und Oechsle-Rekorden beim Wümmet!

Und wie stand es ums Gemüse?

Gemüse – eine Spezialkultur mit grossem Wasserbedarf innert kurzer Zeit – kommt auch in «normalen» Jahren kaum ohne Bewässerung aus. Nicht selten sind drei bis sieben Wassergaben mit bis zu 1’500 m3 Wasser pro Hektar notwendig, um die vom Betrieb erwartete Menge und vom Markt geforderte Qualität zu erreichen. Nicht überraschend deshalb, dass Gemüse praktisch nur auf bewässerbarem Land angebaut wird. Und deshalb auch naheliegend, dass wir seit Jahren viel investieren in Bewässerungssysteme und -technik. Je nach Kultur, Kulturstand und Wasservorrat kommen Kreisregner, Bewässerungsbalken, Schlauchregner oder Tropfsysteme zum Einsatz.

Trotz dieser Technik und vielerorts noch (knapp) genügender Wasservorräte sind auch wir und unsere Kulturen ans Limit gekommen. Die andauernde Trockenheit verursachte dabei folgende Probleme:

  • Der sonst übliche Anbau von Lagergemüse auf Flächen ohne Bewässerungsmöglichkeit musste teilweise eingestellt werden.
  • Gesäte Kulturen wir Karotten lagen wochenlang ohne Keimung im Boden.
  • Die Ernte von Wurzelgemüse im Sommer war in den «steinharten» Böden nur möglich, wenn vorgängig kräftig bewässert wurde.
  • Das unregelmässige Auflaufen von Kulturen führte zu heterogenen Ernten.
  • Die wenigen Niederschläge konnten vom ausgetrockneten Boden kaum aufgenommen werden.
  • Hartnäckige Unkräuter wir Hirse breiteten sich stark aus und konkurrenzierten die Kulturpflanzen zusätzlich.

Dauerhitze hatte mindestens so grossen Einfluss!

Ebenso heftig hinterliess auch die Dauerhitze Spuren an unseren Kulturen.

  • Auflaufende Saaten wie Spinat oder Karotten verbrannten regelrecht an der Erdoberfläche, auch wenn gewässert wurde.
  • Für einiges Saatgut war die Hitze einfach zu gross. Trotz Bodenkühlung durch Wassergaben erfolgte die Keimung nur sehr unregelmässig.
  • Durch die andauernd hohe Verdunstung konnten Blattsalate und Broccoli nicht genügend Wasser und Nährstoffe nachliefern und es entstanden Nekrosen, welche das Produkt unverkäuflich machten.
  • Kopfkohl bildete unter dieser Hitze zwar Köpfe, aber diese waren lose und leicht.

Und unsere Jätgruppen waren bei Ihrer Arbeit wahrlich nicht zu beneiden! Dank einem wunderbaren und langen Spätsommer konnten auch äusserst spät gekeimte Karotten doch noch geerntet werden. Dies hiess aber auch, bis im Dezember Kulturen wie Winterzwiebeln bis zu dreimal zu jäten, was ansonsten im Herbst kaum notwendig ist. Solche Kulturen sind zu gross in den Winter und können bei tiefen Temperaturen und langer Schneedecke Schaden nehmen; ähnlich wie Raps.

Es gibt auch Erfreuliches

Dank einem Dauereinsatz der Bewässerungs-Equipen – häufig nachts – und dem sparsamen Einsatz von Wasser, zum Beispiel mit dem Angiessen in der Reihe nach dem Pflanzen, konnten viele Kulturen gerettet werden.

Und weil unsere Kulturen von Anfang Wasser «suchen» mussten, bildeten sie tiefere Wurzelwerke und mussten weniger bewässert werden.

Positiv zu erwähnen ist, dass die Arbeiten dank dem beständigen Wetter immer gut geplant und bei trockenen Bodenverhältnissen ausgeführt werden konnten. Kulturen mit genügend Wasser wuchsen zügig und Pilzkrankheiten waren seltener anzutreffen. Und Zucchetti liebten diesen Sommer! Auch wärmetolerantere Arten wie Randen brachten grosse Erträge.

Nicht zu vergessen sind dabei auch die Fruchtgemüse in den Gewächshäusern, welche diese mediterranen Sommer sichtlich genossen!

Was sind unsere Lehren aus dem Sommer 2018?

Auch wenn ein solcher «Dauersommer» nicht auf der Wunschliste steht, müssen wir uns wohl solchen Situationen vermehrt stellen. Die Suche nach hitze- und trockentoleranteren Sorten wird an Bedeutung gewinnen. Und der Anbau von Risikokulturen – ganz früh oder ganz spät – kann Ernteausfälle wieder gut machen.

Investitionen in die Erschliessung von gutem Ackerland für die Bewässerung entscheiden noch vermehrt über Erfolg und Nichterfolg von Gemüsekulten. Dazu gehören auch Speicherbecken für Wasser; auch wenn diese kostspielig sind und zum Beispiel bei Umweltverbänden nicht immer auf Gegenliebe stossen!

Die Optimierung der Bewässerungstechnik erlangt eine zentrale Bedeutung. Wassersparende Methoden wie Tropfbewässerung und Angiessen in der Reihe verhelfen, das Wasser noch gezielter den Pflanzen zur Verfügung zu stellen. Nach Möglichkeit soll Kulturen nicht von Anfang an «verwöhnt» werden mit Wasser, damit sie ein tieferes Wurzelwerk bilden.

Und wir dürfen es wagen, hitze- und wärmetoleranteren Kulturen wie Süsskartoffeln oder Meerrettich eine neue Chance zu geben. Und zu guter Letzt ist wohl in unserem schönen Beruf auch Gottvertrauen kein schlechter Wegbereiter!

(Fotoquelle: Daniel Hangartner)